Reisebericht South Australia
Alice Springs – Oodnadatta – Coober Pedy – Port Augusta – Streaky Bay – Port Lincoln – Adelaide
Januar 2009
Mit dem Auto auf der Bahntrasse unterwegs, bis sich das Roadhouse pink färbt, die Blattfedern brechen und sich die Autos überschlagen, die Bewohner sich vor Hitze in Erdlöcher verziehen, man einen Schlüssel für eine Offroadpiste braucht und man hunderte Kilometer nur noch Kornfelder und wilde Küstenabschnitte sieht, dann ist man in Südaustralien angekommen. Im trockensten Staat auf dem trockensten Kontinent. Die ganze Geschichte beginnt in Alice Springs wo wir anfangs Januar in Richtung Simpson Desert gestartet sind. Mit grossem Erstaunen mussten wir die erstmalige Sperrung der Simpson Desert in Kauf nehmen, was uns einen schönen Strich durch die Rechnung gemacht hat, aber bei solchen mörderischen Temperaturen haben wir natürlich Verständnis dafür und haben das Vorhaben bis auf weiteres auf Eis gelegt. Über einen Abstecher ins Rainbow Valley und dem Besuch des Chambers Pillar, einer Steinsäule a la Marlboro-Werbung, gelangten wir auf die Old Gahn Route. Der Gahn war und ist noch heute die Eisenbahn welche quer durchs Land führt. Heute ist das ein bisschen einfacher als damals, musste doch früher in regelmässigen Abständen Wassertankstellen vorhanden sein um die durstigen Dampfloks zu versorgen. Genau auf diesem ehemaligen Bahntrasse fuhren wir in Richtung Coober Pedy. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie alle alten Bahnschwellen entfernt hätten und sich die Termiten da nicht wählerisch gezeigt hätten. Es war mal wieder ein Ritt wie durch ein Spargelfeld. „Jim Knopf mit dem Landcruiser unterwegs auf dem Wellblech“ wäre der passende Titel gewesen! In Finke verlassen wir dann diesen historischen Track und halten in Richtung gesperrte Simpson Desert. Irgendwo im Nichts an einem Viehgatter begrüsst uns dann Süd-Australien. Es ist zugleich auch der Beginn eines Wüstennationalparks. Wüste und Buschland soweit das Auge und die Vorstellungskraft reicht. Da macht uns ein nicht zu übersehendes Schild darauf aufmerksam, dass Kettensägen in diesem Gebiet nicht mitgeführt werden dürfen!? Haben sie da in den vergangen Jahren ganze Arbeit geleistet und alles umgemäht was wie ein Baum aussieht? Anders können wir es uns nicht erklären, mussten aber zugegeben ein bisschen schmunzeln. Hunger und Durst wurde im Pub von Mount Dare gelöscht, sowie das nötige Permit bezahlt, was uns die Weiterfahrt nach Dalhousie Springs erlaubte. Der Weg sei raff und hart zu fahren meinte der Wirt des Pubs. Ja ja schon gut, wie immer ein Bluff dachten wir, denn Australier neigen dazu in Streckenbeschreibung massiv zu übertreiben. Oh hätte er doch nur massiv übertrieben. Der Weg, wenn er denn das Prädikat Weg überhaupt verdient hat, erwies sich als eine Schotterlandschaft welche befahrbar ist. Der seltene Regen hat sein Teil, in Form von nicht zu erkennenden tiefen Rinnen, beigetragen. Es machte weder für Mann & Frau noch für Material Spass. Ein weiterer Höllenritt der seine Spuren deutlich hinterlassen hat und mich mehrfach zum Gebrauch von nicht schreibenswerten Ausdrücken gezwungen hat. Endlich waren wir dann bei den einzigen artesischen Quellen in Australien angekommen und eine Befürchtung meinerseits hat sich bewahrheitet. Das Wasser welches 3 Millionen Jahre im Erdreich geschlummert hat und nun diesen traumhaften Tümpel in der Wüste bildet, ist 43 Grad heiss! Die sehnlichts erhoffte Abkühlung konnten wir uns an die Kappe streichen, draussen so heiss wie drinnen, schade. Wir erreichten noch am gleichen Abend Oodnadatta, eine Aboriginalgemeinde, die ihre Berühmtheit dem Ehepaar welches das Pinkroadhous betreibt zu verdanken hat. Der staubige und harte Tag fand sein Ausklang an der einzigen Bar mit Bier und Geschichten aus dem Outback. Todmüde sind wir eingeschlafen, weder die Hitze noch das Freiluftkino mit seinem Trällern hat uns daran gehindert. Auf dem Weg nach Cooper Pedy haben wir der Empfehlung der Pinkroadhouse Besitzerin folge geleistet und sind nicht enttäuscht worden. Die gemalte Wüste, wie sie genannt wird, ist eine farbenprächtige Berglandschaft, die den Auslöser eines Hobbyfotografen regelrecht zum Glühen bringt. Diese Farben, diese Formen, traumhaft was die Natur da hingezaubert hat. Der weitere Weg führte durch eine Art Mondlandschaft, eine Weite die für uns Schweizer ungekannte Dimensionen hat. Einfach nichts soweit das Auge reicht. Hinter dem Steuer kommt man leicht ins Träumen, was wir mit soviel Platz alles anstellen könnten. Der Traum hatte aber ein jähes Ende. Wir sahen in der Ferne eine Staubwolke die weder von einer Windhose, noch von einem Auto kommen konnte. Es sah aus wie eine Sprengung. Wir haben uns noch unterhalten was das wohl gewesen war, da ging es über eine Kuppe und uns bot sich ein Bild des Schreckens. Ein Ehepaar aus Sydney verlor in der Kurve die Kontrolle über ihr Fahrzeug und hatte sich mehrfach überschlagen. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter bei diesem Anblick und ich werde die Augen nie vergessen, welche mich völlig geschockt anblickten. Da muss mehr als nur ein Schutzengel seine Kreise über diese Zwei gezogen haben. Es scheint, als seien sie mit einem Schock und leichten Verletzungen davon gekommen. Das Auto, was Nebensache ist, hatte nur noch Schrottwert. Hab und Gut lagen weit verstreut in der Wüste. Zum Glück fuhr Evi und Pascal hinter uns. Evi, unsere Krankenschwester, hat fachmännisch erste Hilfe geleistet, top Job. Joyce und Pascal haben sich rührend um die beiden Verunfallten gekümmert und ich habe das erste Mal gemerkt, wie wichtig und hilfreich mein Satellitentelefon in solchen Situationen ist. Die zufällig vorbeikommenden Rangers haben dann zusammen mit Sanität und Polizei den Rest erledigt. Eine Erfahrung der anderen Art, die einem zum Nachdenken bringt und einem auf krasse Art und Weise zeigt, was für Tücken und Gefahren hinter dem Steuer lauern.
Hungrig und durstig erreichten wir Coober Pedy. Bereits nach einer kurzen Fahrt durch die Strassen spührt man die besondere Atmosphäre dieser seltsamen Stadt, oder eher dieses riesigen Schrottplatzes. Es weht ein wenig MadMax Stimmung durch die Strassen, die mondartige Landschaft, die Raumschiffatrappen aus Filmkulissen, die Cooper Pedy typischen Staubsaugerlastwagen und deren Bewohner, die es vorziehen in unterirdischen höhlenartigen Behausungen zu leben, tun den Rest dazu. Die mörderische Hitze hat uns dann für die nächsten Stunden und das Nachtessen in dem klimatisierten Pizzaladen flüchten lassen. Das Kaff und seine Spezialitäten wie unterirdische Wohnungen, Kirchen unter Tag, Opalmienen, der weltberühmte Golfplatz ohne einen Grashalm haben wir uns tags darauf angeschaut. Ich konnte es mir trotz strengem Verbot nicht nehmen lassen, das Opal-Mienenfeld zu erkunden. Es sieht aus, als hätten Riesenmaulwürfe gewütet. Über 250’000 Bohrlöcher wurden gegraben, oder besser gesagt, gesaugt. Der Coober Pedy Staubsauger beherrscht das Bild. Lastwagen mit riesigen Dieselmotoren auf der Ladefläche treiben eine Art Staubsauger an, mit dem man bis zu 30 Meter tiefe Löcher saugt. In einer Art Zentrifuge wird dann das grobe vom feinen getrennt und das Gestein nach Opalen durchforstet. Übrig bleiben meterhohe Erdhaufen, die das Landschaftsbild so einmalig machen. Eine lärmige und staubige Angelegenheit. Die Löcher werden nicht wieder verschlossen, was dann auch die Gefahr ausmacht. Ich musste höllisch aufpassen beim Fotografieren dass ich nicht rückwärts für immer in der Versenkung verschwand. Ich wäre nicht der erste und auch nicht der letzte gewesen, der seine letzte Stunde in einem Erdloch verbracht hätte.
Zurück auf dem Oodnadatta Track passierten wir den grössten Salzsee des Kontinents, sahen eine weitere Miene und erreichten die nördliche Flinders Range. Das Ziel war Arkaroola, das in einer der spektakulärsten Berglandschaften Australiens liegt. Endlich mal wieder etwas das nicht nur Berg genannt wird sondern auch Einer ist. Was heisst da Einer? Es reiht sich Tal an Tal, eine richtige Bergkette wie die Alpen. Nicht so hoch aber auch über eine grosse Distanz. Etwa so stelle ich mir das Engadin nach der Klimaerwärmung vor. Ein Hauptgrund unseres Besuches ist der Echo Track, ein Offroad-Rundkurs durch diese einmalige Landschaft. Einfach drauf losfahren geht nicht, es braucht einen Schlüssel für das Gatter und pro Fahrzeug werden einem 40 Dollar abgeknöpft. Nachdem wir auf unsere Offroadtauglichkeit angesprochen wurden und einen Zeitpunkt unserer Rückkehr angeben mussten, war uns nicht ganz klar was uns genau erwarten wird. Ist es diesmal wirklich deftig oder handelt es sich einmal mehr um eine Schutzmassnahme für übermütige Mietautozerstörer? Die Anfahrt war locker, es ging durch eine Pfütze die sich auf dem Weg zum Biotop befindet. Unser Auto hat danach gestunken wie ein Güllenloch. Kaum hatten wir das Gatter geöffnet ging es los, und wie. Eine steinige, ruppige Steigung, die ohne Untersetzung nicht zu meistern ist. Es ging immer doller auf und ab, über Stock und Stein. Ich gebe zu, einmal war ich mir nicht ganz sicher, wie einfach wir da wieder hochkommen, denn der Weg in eine Schlucht war auch der Rückweg. Nun wissen wir aber das unsere Diff-Sperren immer noch funktionieren. Der Schluss hatte es dann noch mal in sich, eine knallharte grobsteinige Auffahrt, die beim ersten Anlauf zu meistern ist. Da würde ich um keinen Preis in der Welt rückwärts runter wollen. Also nichts für den Vitara aus der Sendung Traumhochzeit und schon gar nichts für Porsche Cayennefahrer, die kaum die Parklücke im Zürcher Seefeld treffen. Wir brauchten gute 4 Stunden für diese 10 Kilometer. Es war das extremste was ich bis jetzt an einem Stück gefahren bin. Es gibt oft mal eine knifflige Stelle aber selten einen solchen Track. Am Abend haben wir dann erfahren, dass es öfters vorkommt, dass Leute geborgen werden müssen. Nicht wegen technischen Problemen, sondern weil ihnen der Spass vergangen ist und sie keinen Meter mehr fahren wollen. Wir haben es genossen. Der Besuch der Sternwarte hätte ich am liebsten vergessen. Das Gebotene war so dürftig, dass es bereits wieder lustig war. Das Ganze war nach dem Motto „ich sehe etwas was du nicht siehst“ abzubuchen. Durch diese herrliche Landschaft fuhren wir dann tags darauf in die eigentliche Flinders Range. Traumhaft schön und eine Reise wert. Erschöpft vom Tag bei bester Laune sassen wir da, bewaffnet mit einem wohlverdienten Bier und lauschten dem Blubbern unserer Spaghettis zu. Da machte Pascal eine grässlich hässliche Entdeckung an meinem Auto. Die Blattfedern hinten rechts an meinem Auto sahen übel aus, 3 Stück waren an zwei Stellen komplett durchgebrochen und auf der anderen Seite sah es nicht besser aus. Es scheint als hätten die letzten Tage doch mehr Spuren als erwartet hinterlassen. Nach kurzer Rücksprache mit unserer technischen Abteilung in der Schweiz konnte aber Entwarnung gegeben werden. Danke Peter für deine Hilfe. So fuhren wir am nächsten Tag nach Port Augusta, wo wir den Schaden in Rekordzeit beheben konnten. Neu gefedert und um einige Dollar leichter ab nach Streaky Bay. Durch die Kornkammer Australiens mit seinen gigantischen Feldern, brausten wir in Richtung Küste. Dieser Küstenabschnitt ist deutlich rauer als unser geliebter Westen. Es bietet sich eine tolle Szenerie und ab und zu ist auch ein herrlicher Sandstrand dabei. Wir schauen es als ein Vorgeschmack auf die kommende Great Ocean Road an, welche wir mit Stöfi und Katja, die uns besuchen, berreisen werden. Bis es aber soweit ist gibt es noch Einiges zu sehen. Natürlich wollten wir das Thunaramafestival in Port Lincoln nicht verpassen. Ein mini Zürifest mit einem herzigen Feuerwerk und einem Umzug wo sich das örtliche Gewerbe, sowie die Vereine verwirklichen können. Die Hauptattraktion besteht im Thunfisch-Weitwurfwettbewerb wo jedermann mitmachen kann. Zur Zeit sind wir in Adelaide und kämpfen mit Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad. In diesen Tagen wurde der Hitzerekord aus dem Jahre 1982 geschlagen, Differenz 50 Grad zu Dir, danke für Deinen Besuch bei uns und bis zum nächsten Mal. Bilder wie immer unter Fotos.