Reisebericht Victoria

Adelaide – Barossa Valley – Grampians NP – Mount Gambier – Great Ocean Road – Melbourne – Mount Kosciusko NP – Canberra – Blue Mountains – Sydney
Februar – März 2009

Soeben sind wir aus der Südsee zurück. Nach den erlebnisreichen Wochen mussten wir unbedingt einmal etwas Ferien vom Reisestress haben und Zeit finden, das Erlebte zu ordnen und zu verarbeiten. Spass bei Seite, wir hatten hohen Besuch von den Schuubs, welche mit uns einen Teil ihrer Hochzeitsreise verbrachten. Da bleibt natürlich keine Zeit um Fotos zu sortieren und die Homepage zu aktualisieren. Sorry!

Please fasten your seat belts we are ready for take off.

Start ist in Adelaide wo wir die Schuubs mit würdigem Transparent am anderen Ende der Welt in Empfang nahmen. Man glaubt es kaum, die Sonne schien trotz Ankunft der Regengötter (später mehr dazu). Adelaide ist eine überschaubare, schachbrettartig aufgebaute Stadt mit 1,1 Mio. Einwohnern. Etwas im Schatten der grossen Metropolen Melbourne und Sydney. Das Sehenswerte ist schnell erledigt und so konnten wir mit erweitertem Tross in Richtung Barossa Valley aufbrechen. Bei immer noch herrlichem Wetter besuchten wir die lokalen Weinbauern. Wer nun glaubt Familienbetriebe zu sehen, welche sich rührend um ihre heiligen Reben kümmern, hat sich getäuscht, nicht wahr Stöphi? „Willkommen in der Weinindustrie“ wäre die richtige Begrüssung. Alle Grossen der ganz Grossen sind hier zu finden wie beispielsweise Lehmann, Penfolds, Jacob’s Creek, Wolf Blass. Ich konnte mir, nachdem ich die riesigen Weintanks gesehen haben, die Frage bei Wolf Blass nicht verkneifen: „Wie viele Flaschen das Weingut pro Jahr denn herstellt?“ Antwort: Es würde für jeden in der Schweiz Wohnhaften einen 6-er Karton geben, nämlich rund 48 Millionen Flaschen jährlich!!! Gut bestückt mit Rebensaft erreichten wir, nach einem eintägigen Praktikum für angehende Linksfahrer, den Grampians NP. Schöne Wasserfälle, tolle Aussichtspunkte und Kängurus auf dem Campingplatz, was will man mehr? Einen richtigen Offroad-Trip gefällig? So liessen wir Evi und Joyce mit dem Delux-Camper der Schuubs zurück und machten uns mit dem Ehepaar auf in Richtung Offroad-Abenteuer. Rollentausch war angesagt, Stöphi hinters Steuer und ich übte mich mit mässigem Kartenmaterial als Copilot. Die Augen glänzten und der Spass war ihm richtig ins Gesicht geschrieben. Ein breites Grinsen begleitet von Staunen überzog Stöphis Gesicht. Was man mit so einem Auto nicht alles machen kann. Die Australier nennen den LandCruiser darum auch liebevoll „Boys-Toys“. Und da auf einmal war es passiert. Ein heftiger Knall und (die aufmerksamen Leser unserer Seite wissen es noch) der linke Aussenspiegel war wieder einmal am Ar…. Mit einer Beule reicher und zerschelltem Spiegel erreichten wir unser Nachtlager. Kompliment an den Piloten, du hast dich richtig gut geschlagen, denn unsere Tour war nicht von schlechten Eltern. Und die Sache mit dem Spiegel kein Problem, Hauptsache wir hatten Spass und du verstehst nun unsere Begeisterung für den unbefestigten Untergrund. Ein kleiner Umweg mit Abstecher in eine Höhle brachte uns nach Mount Gambier. Gratuliere, diese Gemeinde bringt es fertig, Jahr für Jahr tausende Touristen an ihren Blue Lake zu locken. Ein Krater-See der das Trinkwasser-Reservoir des Städtchens bildet, welcher von November bis Februar aus nicht genau geklärten Gründen eine intensive Blaufärbung annimmt. Von nun an ging es der Küste entlang, der legendären von Kriegsveteranen gebauten Great Ocean Road entgegen. Da schlugen sie zu, die Regengötter! War ja klar, dass uns beim ersten richtigen Highlight das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen wird, schliesslich sind wir mit den Regengöttern, den Schuuubs unterwegs. (Wer sie nicht kennt muss wissen, wo Schuuubs Ferien machen regnet es mit Sicherheit) So zeigten sich die zwölf Apostel und die umliegenden Buchten teils im Nebel verhangen und begleitet von Schauern. Wer glaubt, dass sich unsere Truppe davon abschrecken lässt, irrt sich gewaltig. Bei strömendem Regen und 13 Grad haben wir uns mit dem riesigen Sonnenschirm der Campervermietung in Richtung Teddy’s Lookout auf den Weg gemacht. Ein Bild für Götter aber nicht für Regengötter. Auch das grosse Fluchen und das unüberhörbare Flehen an Petrus wurde nicht erhört. Dieser Aussichtspunkt wird sicher in Erinnerung bleiben. Warum, darüber schweige ich mich aus Anstand aus. Mit Boxen-Stopp bei den australischen Surfausrüstern, man nennt das Shopping-Trip bei Billabong, Quicksilver, RipCurl & Co. erreichten wir Melbourne.

Der Zufall wollte es, dass wir genau in der Zeit der heftigsten Busch-Brände welche Australien je gesehen hatte in dieser Gegend waren. Eine Katastrophe von unbeschreiblicher Naturgewalt erfasste die Region um Melbourne. Die Bilder gingen um die Welt. Jeder hat es gesehen und jeder weiss, wovon ich spreche. Was aber neben unsäglichem Leid nur vor Ort zu erfahren war, ist die Solidarität der Australier. So etwas habe ich noch nie gesehen und vor allem gespürt. Da steht eine ganze Nation eng zusammen und hilft wo sie nur kann. Es werden von Privaten Unterkünfte für die obdachlos gewordenen zur Verfügung gestellt, die zwei grössten australischen Supermarktketten spendeten ganze Tageseinnahmen, die Polizeimusik von Melbourne spielt die ganze Woche ein Konzert nach dem anderen und überall wird gesammelt und geholfen. Wir sind zutiefst beeindruckt wie Australien dieses tragische, zerstörerische Schicksal meistert und den Hinterbliebenen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unter die Arme greift. Hut ab vor dieser Solidarität.

Melbourne ist ein spannendes Pflaster. Einerseits haben von da aus die ersten Entdecker das Land bereist und andererseits ist es eine moderne Stadt wo sich Stadtplaner und Architekten zur Zeit ein zweites Mal so richtig austoben können. Neben all den historischen Bauten mausert sich die Stadt, welche in ständigem Wettbewerb zu Sydney steht, zu einer modernen Weltmetropole. Es werden alte Hafengelände zu Vergnügungsvierteln umgebaut und Plätze in der Innenstadt neu gestaltet und tolle Museen neu eröffnet. Der Wettkampf um die Kulturmetropole in Australien ist in vollem Gange, den Besucher freut es. Ein grosses Kompliment hat Melbourne auch im Umgang mit den Touristen verdient. Im Hightech Visitor Center werden alle Fragen kompetent beantwortet. Melbourne offeriert seinen Besuchern einen gratis Citybus, der einem zu allen interessanten Sehenswürdigkeiten bringt. Nicht zu vergessen, dass auch das alte Tram zur Verfügung steht, auch das for free. Da kann Zürich Tourismus noch gewaltig lernen.

Aufgrund der angesprochenen Waldbrände wurden wir gezwungen unsere Route etwas zu ändern. Wir liessen Wilson Promotory und den Mount Buffalo NP links liegen und stachen bei Lakes Entrance ins Landesinnere in Richtung Kosciusko NP. Mal schauen was so ein Luxuscamper alles verkraftet? Die unbefestigte aber durchwegs gute Strasse brachte uns in die Berge des Alpine NP. Der Ford Transit verkraftete es locker und auch die Insassen waren bei wieder einmal gutem Wetter bestens gelaunt. Der Halt an einem Aussichtspunkt war dank der dortigen Tafeln ein interessantes Beispiel, wie sich die Natur nach einem Waldbrand erholt. Eindrücklich wie sich da die Vegetation in fünf Jahren das Land zurück erobert hat. Hoffentlich ist das um Melbourne auch so der Fall. Der Mount Kosciusko ist Australiens höchster Berg und zugleich auch das Skigebiet des roten Kontinentes. Im ersten Augenblick sieht es aus wie in der Schweiz. Skilift, Sesselbahn und Feriensiedlungen; Alles da wie es sich gehört für ein Wintersportmekka. Leider sind die Pisten aber sehr flach und nicht mit Europa zu vergleichen. Eingerichtet auf dem Campingplatz und mit Bier bewaffnet, hielten wir dann auch den obligaten Schwatz über Gott und die Welt mit unseren australischen Nachbarn. Nach dem Eindunkeln wurden wir noch von den örtlichen Wombats begrüsst, welche kurz zum Rechten schauten. Zottige Viecher, eine Mischung aus Wildschwein und Murmeltier. Und wie es beim Reisen mit Schuuubs so ist, haben am darauf folgenden Tag, als wir auf den Berg wollten, die Regengötter wieder ihr Unwesen getrieben. Die Girls im Visitor Center getrauten sich kaum uns die Bilder der Wetterkamera auf dem Gipfel zu zeigen. Es sah mehr nach einem defekten Bildschirm mit Graustich aus, als nach Bergwetter mit Fernsicht. Mit langen Gesichtern standen wir im erfrischenden Nieselregen und planten das Alternativprogramm, was heisst auf direktem Weg nach Canberra. Nicht gerade eine Schönheit aber eben die Hauptstadt. Da es Sonntag war konnten wir das Regierungsgebäude ohne Parlamentsbetrieb besichtigen. Die meisten Räume waren zugänglich und die Terrasse auf dem Dach bot einen tollen Ausblick über die Verwaltungsstadt. Am meisten beeindruckte mich die Fotoausstellung „Sorry“, wo der lang ersehnte Tag an dem sich die Regierung endlich einmal bei den Aboriginals entschuldigte, in Bildern dokumentiert wurde. Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

Die letzte Station vor Sydney waren die Blue Mountains oder besser gesagt die verregneten Berge. Unser Tross machte Halt in Katoomba, auf den ersten Anschein ein ganz normales Dorf, in einer ganz normalen Touristenhochburg. Beim zweiten Hinschauen merkten wir aber bald, dass das die Geburtsstätte der Kelly-Familie sein musste. Kupfer, Wolle und Bast prägten das Ortsbild und wenn man etwas durchgeknallt ist, dann passt man noch besser da hin. Der seit sieben Tagen anhaltende Dauerregen machte keine Anstalt sich eine Pause zu gönnen und uns einen Blick auf die drei Schwestern frei zu geben. Wartet nur, wir kriegen euch schon noch. Unter diesem Motto besuchten wir die Jenolan Höhlen. Und weil die Schwestern auch am darauf folgenden Tag noch immer zickten, machten Stöphi und ich uns noch einmal bereit für den Untergrund. Es war der Hammer. Ich habe nun doch schon einige Höhlen auf der Welt besucht, aber das was da geboten wurde, war das Beste. Es ist die erste Höhle auf der Welt, die mit LED Licht ausgeleuchtet wird. Ja, ja dachten wir am Anfang. LED Licht hat die exakt gleiche Wellenlänge wie Tageslicht und lässt eine Höhle in einem komplett anderen Licht erscheinen. Ich bin noch immer hin und weg mit welcher Schönheit die Natur da gearbeitet hat, fantastisch. Endlich waren auch die Schwestern unter der Dusche hervorgekommen und zeigten sich bei Sonnenschein und blauem Himmel. Danke ihr Zicken.

Sydney wir kommen. Als ich vor sechs Jahren das erste Mal in Sydney war, habe ich mich Knall auf Fall in diese Metropole verliebt. Mal schauen ob die Liebe gehalten hat? Ausgestattet mit einem Zweitagespass für den Touribus machten wir uns ans Werk. Da sitzen wir nun im Cabriolet Bus und lassen uns durch die Stadt chauffieren. Eine ideale Art um Fotos zu machen, wenn man sich an die Spielregeln halten würde. So wurde ich im wahrsten Sinne hart für mein nicht beachten der Regeln bestraft. Ich hatte riesiges Glück im Unglück. Man sollte schön brav sitzen und auf keinen Fall aufstehen (wenn der Bus fährt) um ein Foto zu machen, wehe wenn. Und so bekam ich in voller Fahrt den Ast eines Baumes an die Birne geknallt. Die Folge davon war eine Schramme am Kopf, ein mächtiger Brummschädel und eine Sonnenbrille weniger. Mir war das Lachen kurzzeitig vergangen, nicht zu denken was passiert wäre, wenn der Ast 10 cm tiefer gehangen hätte. Die Tage vergingen wie im Fluge und bereits hiess es wieder Abschied nehmen. Die Schuubs verlassen uns in Richtung Bali und wir halten Kurs auf die Cook Islands. Wie gesagt Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Die Eindrücke zu Sydney und den vergangen Wochen sind wie immer unter den Fotos zu finden. Die Südsee ist in Bearbeitung und folgt demnächst, wenn es wieder heisst:

Please fasten your seat belt we are ready for another takeoff.