Reisebericht New South Wales
Sydney – Cessnock – Hunter Valley – Armidale – Tenterfield – Nimbin – Byron Bay – Surfers Paradise – Brisbane – Noosa Heads – Fraser Island – Bundaberg – Airlie Beach
März – April 2009
Es war wie „Back to the Future“ zurück in Sydney auf dem Campingplatz. Halbzeit auf unserer grossen Reise. Was bringen uns die nächsten Monate? Eigentlich blieb gar keine Zeit um nachzudenken, denn bereits stand ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Wir genossen die Künste des „Mr. Slowhand“ auch bekannt unter dem Namen Eric Clapton, welcher im Entertainment Center eines, in der Zwischenzeit sehr raren Konzerte gab. Ein kulinarischer Höhepunkt war der Besuch bei Tony, dem Chef von Spiess Australia. Wer kennt es nicht, das Bündnerfleisch von Spiess in der Schweiz? Du ahnst richtig, Tony presst in Australien Kühe und verarbeitet sie zu wunderbarem Bündnerfleisch. Es war ein Besuch im Schlaraffenland, von A–Z wurde uns jeder Schritt erklärt und zum Schluss wurden wir auch noch reich mit allen Delikatessen des Hauses beschenkt. Im Wortlaut von Tony heisst das dann: “Hey, wir müssen noch euren Truck beladen.“ Lieber Tony, wir danken dir ganz herzlich, dein Kobebeef Bündnerfleisch ist der Hammer, der Rohschinken vorzüglich und das Bündnerfleisch ein Traum.
Beladen mit 10 Kilogramm Fleisch starteten wir in Richtung Hunter Valley. Unter den Weintrinkern sicher ein Begriff und der richtige Ort um die Bündnerplatte mit einem edlen Tropfen zu komplettieren. Unser Nachtlager schlugen wir in Cessnock auf. Endlich konnte ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllen, den Besuch eines richtigen australischen Rodeos. Was diese Jungs da zeigen ist nichts für Weicheier. Wer von uns würde freiwillig auf einen Bullen sitzen und sich die Knochen neu sortieren lassen? Ich jedenfalls nicht und auch bei den wilden Mustangs hätte ich die Hosen voll. Es war ein lehrreicher und interessanter Nachmittag. Es ging natürlich nicht lange bis wir auf unsere Herkunft angesprochen wurden. Man wollte wissen was uns um Himmelswillen den hierher verschlagen hat. Man hat sich rührend um uns gekümmert und uns in alle Geheimnisse des Rodeoreitens und seinen Tücken eingeweiht. Nicht immer ganz einfach diese hart gesottenen Jungs mit ihrem Dialekt zu verstehen. Die Atmosphäre ist mit einem Schwingfest zu vergleichen und auch in der zweiten Halbzeit, welche am Abend im Festzelt stattfand, ging es richtig tüchtig zu Sache. Die Küste haben wir links liegen lassen und sind über das New England Hochplateau nach Armidale gefahren. Die höchste Stadt in ganz Australien, was uns mal wieder eine richtig kühle Nacht bescherte. Das Städtchen ist wirklich hübsch und kann sich zeigen lassen. So allmählich stellten wir uns die Frage, ob wir wirklich in Australien sind. Die hüglige Landschaft auf 1000 Meter Höhe mit seinen saftigen Weiden erinnerte uns immer wieder an zu Hause. Nicht umsonst wird diese Region auch die australische Schweiz genannt, nur ein Rivella sucht man vergebens. Wie oft hat uns schon ein Schild zu einem viel versprechenden Wasserfall gelockt und am Ende war nur ein Rinnsal zu sehen. Diesmal hiess es sogar „Waterfall Way“ und wir wurden nicht enttäuscht. Am besten haben uns die Ebor Falls gefallen. Dem Australier, den wir auf dem Aussichtspunkt getroffen haben, ist vor lauter Schreck, dass noch jemand da ist, als er uns gesehen hat seine Sonnenbrille aus der Hand gefallen. So machte ich Bekanntschaft mit all den Stachelbüschen am steilen Abhang und barg dem verstörten Mann seine Brille.
Immer wenn es heisst World Heritage Area (Welterbstätte) ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, meistens ist es wirklich sehenswert was einem dann erwartet. So auch in Dorrigo, wo ein fantastischer kalter Regenwald aus der Urzeit zu sehen ist. Die geschützten Wälder nehmen zwar nur eine Fläche von 0,3% der Gesamtfläche Australiens ein, beheimaten aber über 60% aller Tier- und Pflanzenarten des Kontinentes. Das wollten wir natürlich sehen. Da am nächsten Tag mit Regen zu rechnen war, wollten wir die 3 stündige Wanderung noch vor Einbruch der Dunkelheit in Angriff nehmen. Joyce stellte sich als Drillmaster zur Verfügung und machte richtig Dampf, mit dem Ergebnis, dass wir die Wanderung fix und fertig nach 90 Minuten hinter uns gebracht hatten. Warte nur meine Liebe, ich werde mich gebührend revanchieren. Via Bald Rock NP, der den grössten Granitmonolith der südlichen Hemisphäre beheimatet, und dem Boonoo Boonoo NP erreichten wir Nimbin. Nimbin ist so was wie die letzte Bastion der Hippies in Australien. Die Uhren ticken in ihrem eigenen Rhythmus und auch die Dorfbewohner unterscheiden sich deutlich vom sonst üblichen australischen Orts-bild. Rastalocken sind ein muss und die selbst gedrehten Wunderzigaretten sind an jeder Ecke zu haben. Es weiss ein jeder, was in diesem Dorf so vor sich geht und trotzdem scheint es niemanden wirklich zu stören. Eigentlich ganz in Ordnung, solange alles in einem friedlichen Rahmen vor sich geht. Und wenn nicht, ist die Friedenspfeife mit beschwichtigenden Kräutern ja nicht weit. Pflicht ist der Besuch des Museums, wo die Geschichte des Hanfs und seine Wirkung auf seine eigene Art und Weise dargestellt wird. Ein Katzensprung trennte uns nun von der Küste und nach kurzer Fahrt waren wir in Byron Bay. Früher ein Geheimtipp unter den Rucksackreisenden und den Surfern, hat sich Byron Bay heute zu einem mondänen aber attraktiven Feriendomizil gemausert. Neben einem schönen Campingplatz am Strand beheimatet das Cape Byron auch den östlichsten Punkt des Festlandes. Ein kurzer giftiger Ritt auf unseren Mountainbikes brachte uns zum Leuchtturm, von wo man einen 360 Grad Blick geniest. Man schaut über die Klippen ins Meer und kann die Haie beim Jagen beobachten und auf der anderen Seite des Capes surfen die Leute, als wäre nichts gewesen. Wir waren von vielen Seiten vorgewarnt und wussten zu Glück was uns auf dem Weg nach Brisbane erwartet. Wir konnten es trotzdem nicht lassen und besuchten kurz Surfers Paradise. Was es mit „Paradise“ auf sich hat ist uns bis heute ein Rätsel. Ein toller Strand, Hotelkomplexe, Appartement-Hochhäuser, Fastfoodrestaurants, Discos, Pubs, Parkplatzmangel alles das ist in diesem „Paradise“ zu haben. Der Espresso schmeckte gut und 2 Stunden später waren wir bereits wieder auf der Autobahn in Richtung Brisbane.
Eigentlich sind die Campingplätze immer gut und sauber, aber der Platz in Brisbane war der Knüller. Im Bad ist man sich wie in einem Hotel vorgekommen und der ganze Platz war wunderschön gepflegt, eine echte Ausnahmeerscheinung. Luxuscamping pur. Wie alle australischen Städte ist auch Brisbane mit einem guten öffentlichem Netz an Verkehrsmitteln ausgestattet. Dass die Busse aber parallel zur Autobahn eine eigene Schnellstrasse haben ist unglaublich. Man rast mit 90 Sachen am Stau vorbei und landet in einem riesigen unterirdischen Busterminal mitten in der City. Bravo Brisbane, so stelle ich mir ein effizientes ÖV-Netz vor. Die Innenstadt hat man schnell gesehen, nach einem Tag sind die meisten Sehenswürdigkeiten besucht. Auch unser Truck machte noch einen Besuch in der Werkstatt. Wir feierten den 200’000 Kilometer was ihm einen Tag Car-Spa bei Toyota bescherte. Dies und das wurde ersetzt und gewechselt, endlich (Stöphi du weisst ja….) hat er wieder auf beiden Seiten einen Spiegel. Die Jungs von Toyota hatten so einen Spass an unserem Auto, dass sie uns alle Ersatzteile schenkten und uns einen grosszügigen Rabatt in der Höhe von 300 Dollar gewährten, Danke. Nun kann auch Joyce die Fahrt wieder geniessen und muss nicht ständig Kopf und Kragen riskieren bei einem Spurwechsel. Denn nicht zu vergessen, ich sitze auf der linken Seite im Linksverkehr, nicht immer ganz einfach. Ohne einen grossen Umweg zu fahren kamen wir am Australia Zoo vorbei, dem Lebenswerk des verstorbenen Tierschützers Steve Erwine. Ein sehenswerter Zoo, wo viele Tiere aus nächster Nähe zu bestaunen sind. Da stehe ich nun mit Fotoapparat vor dem Phyton-Therarium und kann der Fütterung aus 1 Meter Entfernung zusehen. Das Glas wird beiseite geschoben, die Wärterin nimmt aus einem Eimer einen weissen Hasen hervor und streckt ihn in Richtung Schlange. Es dauert keine 10 Sekunden und die Schlange würgt das tote Kaninchen ein weiteres mal. Auf einmal fragt der ca. 6 jährige Junge neben mir ganz bedrückt und mit trauriger, ungläubiger Stimme seinen Vater: „ Dad, is this the easter bunny???“
Auf dem Weg nach Rainbow Beach kamen wir am Pendant von Byron Bay vorbei, Noosa Heads. Eigentlich nicht weiter erwähnenswert, hätten wir nicht nach sechs Monaten unsere erste Busse, eine Parkbusse eingefangen. Im Gegensatz zur Schweiz kann man das Missgeschick aber bequem via Internet und Kreditkarte begleichen.
Wer kennt sie nicht, zumindest vom Hörensagen her, Fraser Island. Die weltgrösste Sandinsel mit ihren kristallklaren Süsswasserseen und den langen Stränden, gespickt mit einigen markanten Sanddünen. Hört sich gut an oder? Ausgangspunkt ist Rainbow Beach, von wo aus wir mit der Fähre übersetzten. Wir hatten bis anhin riesiges Glück mit dem Wetter, wenn ich mich genau erinnere, hatten wir seit Sydney genau 2 Regentage, aber genau jetzt scheint sich Petrus quer zu stellen. Bei regnerischem Wetter erreichten wir den südlichsten Punkt der Insel. Das Timing war perfekt um gleich noch am Strand 20 Kilometer hoch zu fahren. Am Strand fahren heisst, immer genau Ebbe und Flut im Auge zu behalten, sonst kann es sehr böse enden. Oder anders gesagt, man verliert sein Auto für immer in den Wogen des Meeres, was scheinbar regelmässig bei unachtsamen Touristen vorkommt. Petrus hat sich über Nacht mit uns versöhnt und präsentierte uns in den kommenden 3 Tagen Fraser von seiner schönsten Seite. Paradiesisch diese Seen inmitten der Insel mit blendend weissem Sand gesäumt und reinstem Süsswasser. Was will man mehr? Wir kurvten kreuz und quer über die Insel und campierten fernab von Allem, mutterseelenalleine an schönsten Stränden. Fraser erhält von uns die Bestnote 6 für einmaliges campieren in traumhafter Natur. Genau am Tag unserer Abreise hat es wieder angefangen zu regnen, optimales Timing. Zurück auf dem Festland gönnten wir unserem LandCruiser eine tüchtige Unterbodenwäsche und befreiten ihn vom Salz. Für einmal war ich richtig Happy über einen Tag strömenden Regens. Entsalzt und bei bestem Wetter erreichten wir am Abend die Rum-Metropole Bundaberg. Da wird Rum für ganz Australien produziert und die ganze Gegend ist mit Zuckerrohrfeldern bepflanzt.
Joyce freut sich schon seit Wochen auf den Besuch in Airlie Beach, wo Verwandte von ihr leben. Sie schwärmte mir oft vor wie schön es dort sei. Und sie hat nicht zuviel versprochen. Nach dem Ritt durch endlose Zuckerrohrfelder vorbei an Kuhweiden zweigen wir ab in Richtung Whitsundays. Wir wurden herzlichst empfangen und dürfen solange wir wollen bei Ursula und George in ihrem kleinen, schmucken B&B bleiben. Sie wohnen an traumhafter Lage inmitten eines kleinen Dschungels mit wunderschönem Garten. Ja sogar ein eigener Swimmingpool ist vorhanden, das ganze etwas erhöht mit bestem Meerblick auf die vorgelagerten Inseln. Vielen herzlichen Dank für Eure grosszügige Gastfreundschaft, wir schätzen es sehr. Die Zeit vergeht wie im Flug, immer ist etwas los und ich habe endlich Zeit und Platz alles rund ums Auto in Ordnung zu bringen. Unsere Gastgeber sind mit Leib und Seele im lokalen Oldtimerclub engagiert. So fuhren wir am Sonntag, Joyce und George im Austin Healey, Ursula und ich im Truck, zum sonntäglichen Club-Grillfest am Strand. Toll mit was für Juwelen die Clubmitglieder da anrollen. Einige der Autos und ihre Chauffeure durften im Film „Australia“ mitspielen, der gleich um die Ecke gedreht wurde. Wir werden Ostern in Airlie Beach verbringen und das Great Barrier Reef und die Whitsundays besuchen.
Adelaide – Barossa Valley – Grampians NP – Mount Gambier – Great Ocean Road – Melbourne – Mount Kosciusko NP – Canberra – Blue Mountains – Sydney
Februar – März 2009
Soeben sind wir aus der Südsee zurück. Nach den erlebnisreichen Wochen mussten wir unbedingt einmal etwas Ferien vom Reisestress haben und Zeit finden, das Erlebte zu ordnen und zu verarbeiten. Spass bei Seite, wir hatten hohen Besuch von den Schuubs, welche mit uns einen Teil ihrer Hochzeitsreise verbrachten. Da bleibt natürlich keine Zeit um Fotos zu sortieren und die Homepage zu aktualisieren. Sorry!
Please fasten your seat belts we are ready for take off.
Start ist in Adelaide wo wir die Schuubs mit würdigem Transparent am anderen Ende der Welt in Empfang nahmen. Man glaubt es kaum, die Sonne schien trotz Ankunft der Regengötter (später mehr dazu). Adelaide ist eine überschaubare, schachbrettartig aufgebaute Stadt mit 1,1 Mio. Einwohnern. Etwas im Schatten der grossen Metropolen Melbourne und Sydney. Das Sehenswerte ist schnell erledigt und so konnten wir mit erweitertem Tross in Richtung Barossa Valley aufbrechen. Bei immer noch herrlichem Wetter besuchten wir die lokalen Weinbauern. Wer nun glaubt Familienbetriebe zu sehen, welche sich rührend um ihre heiligen Reben kümmern, hat sich getäuscht, nicht wahr Stöphi? „Willkommen in der Weinindustrie“ wäre die richtige Begrüssung. Alle Grossen der ganz Grossen sind hier zu finden wie beispielsweise Lehmann, Penfolds, Jacob’s Creek, Wolf Blass. Ich konnte mir, nachdem ich die riesigen Weintanks gesehen haben, die Frage bei Wolf Blass nicht verkneifen: „Wie viele Flaschen das Weingut pro Jahr denn herstellt?“ Antwort: Es würde für jeden in der Schweiz Wohnhaften einen 6-er Karton geben, nämlich rund 48 Millionen Flaschen jährlich!!! Gut bestückt mit Rebensaft erreichten wir, nach einem eintägigen Praktikum für angehende Linksfahrer, den Grampians NP. Schöne Wasserfälle, tolle Aussichtspunkte und Kängurus auf dem Campingplatz, was will man mehr? Einen richtigen Offroad-Trip gefällig? So liessen wir Evi und Joyce mit dem Delux-Camper der Schuubs zurück und machten uns mit dem Ehepaar auf in Richtung Offroad-Abenteuer. Rollentausch war angesagt, Stöphi hinters Steuer und ich übte mich mit mässigem Kartenmaterial als Copilot. Die Augen glänzten und der Spass war ihm richtig ins Gesicht geschrieben. Ein breites Grinsen begleitet von Staunen überzog Stöphis Gesicht. Was man mit so einem Auto nicht alles machen kann. Die Australier nennen den LandCruiser darum auch liebevoll „Boys-Toys“. Und da auf einmal war es passiert. Ein heftiger Knall und (die aufmerksamen Leser unserer Seite wissen es noch) der linke Aussenspiegel war wieder einmal am Ar…. Mit einer Beule reicher und zerschelltem Spiegel erreichten wir unser Nachtlager. Kompliment an den Piloten, du hast dich richtig gut geschlagen, denn unsere Tour war nicht von schlechten Eltern. Und die Sache mit dem Spiegel kein Problem, Hauptsache wir hatten Spass und du verstehst nun unsere Begeisterung für den unbefestigten Untergrund. Ein kleiner Umweg mit Abstecher in eine Höhle brachte uns nach Mount Gambier. Gratuliere, diese Gemeinde bringt es fertig, Jahr für Jahr tausende Touristen an ihren Blue Lake zu locken. Ein Krater-See der das Trinkwasser-Reservoir des Städtchens bildet, welcher von November bis Februar aus nicht genau geklärten Gründen eine intensive Blaufärbung annimmt. Von nun an ging es der Küste entlang, der legendären von Kriegsveteranen gebauten Great Ocean Road entgegen. Da schlugen sie zu, die Regengötter! War ja klar, dass uns beim ersten richtigen Highlight das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen wird, schliesslich sind wir mit den Regengöttern, den Schuuubs unterwegs. (Wer sie nicht kennt muss wissen, wo Schuuubs Ferien machen regnet es mit Sicherheit) So zeigten sich die zwölf Apostel und die umliegenden Buchten teils im Nebel verhangen und begleitet von Schauern. Wer glaubt, dass sich unsere Truppe davon abschrecken lässt, irrt sich gewaltig. Bei strömendem Regen und 13 Grad haben wir uns mit dem riesigen Sonnenschirm der Campervermietung in Richtung Teddy’s Lookout auf den Weg gemacht. Ein Bild für Götter aber nicht für Regengötter. Auch das grosse Fluchen und das unüberhörbare Flehen an Petrus wurde nicht erhört. Dieser Aussichtspunkt wird sicher in Erinnerung bleiben. Warum, darüber schweige ich mich aus Anstand aus. Mit Boxen-Stopp bei den australischen Surfausrüstern, man nennt das Shopping-Trip bei Billabong, Quicksilver, RipCurl & Co. erreichten wir Melbourne.
Der Zufall wollte es, dass wir genau in der Zeit der heftigsten Busch-Brände welche Australien je gesehen hatte in dieser Gegend waren. Eine Katastrophe von unbeschreiblicher Naturgewalt erfasste die Region um Melbourne. Die Bilder gingen um die Welt. Jeder hat es gesehen und jeder weiss, wovon ich spreche. Was aber neben unsäglichem Leid nur vor Ort zu erfahren war, ist die Solidarität der Australier. So etwas habe ich noch nie gesehen und vor allem gespürt. Da steht eine ganze Nation eng zusammen und hilft wo sie nur kann. Es werden von Privaten Unterkünfte für die obdachlos gewordenen zur Verfügung gestellt, die zwei grössten australischen Supermarktketten spendeten ganze Tageseinnahmen, die Polizeimusik von Melbourne spielt die ganze Woche ein Konzert nach dem anderen und überall wird gesammelt und geholfen. Wir sind zutiefst beeindruckt wie Australien dieses tragische, zerstörerische Schicksal meistert und den Hinterbliebenen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unter die Arme greift. Hut ab vor dieser Solidarität.
Melbourne ist ein spannendes Pflaster. Einerseits haben von da aus die ersten Entdecker das Land bereist und andererseits ist es eine moderne Stadt wo sich Stadtplaner und Architekten zur Zeit ein zweites Mal so richtig austoben können. Neben all den historischen Bauten mausert sich die Stadt, welche in ständigem Wettbewerb zu Sydney steht, zu einer modernen Weltmetropole. Es werden alte Hafengelände zu Vergnügungsvierteln umgebaut und Plätze in der Innenstadt neu gestaltet und tolle Museen neu eröffnet. Der Wettkampf um die Kulturmetropole in Australien ist in vollem Gange, den Besucher freut es. Ein grosses Kompliment hat Melbourne auch im Umgang mit den Touristen verdient. Im Hightech Visitor Center werden alle Fragen kompetent beantwortet. Melbourne offeriert seinen Besuchern einen gratis Citybus, der einem zu allen interessanten Sehenswürdigkeiten bringt. Nicht zu vergessen, dass auch das alte Tram zur Verfügung steht, auch das for free. Da kann Zürich Tourismus noch gewaltig lernen.
Aufgrund der angesprochenen Waldbrände wurden wir gezwungen unsere Route etwas zu ändern. Wir liessen Wilson Promotory und den Mount Buffalo NP links liegen und stachen bei Lakes Entrance ins Landesinnere in Richtung Kosciusko NP. Mal schauen was so ein Luxuscamper alles verkraftet? Die unbefestigte aber durchwegs gute Strasse brachte uns in die Berge des Alpine NP. Der Ford Transit verkraftete es locker und auch die Insassen waren bei wieder einmal gutem Wetter bestens gelaunt. Der Halt an einem Aussichtspunkt war dank der dortigen Tafeln ein interessantes Beispiel, wie sich die Natur nach einem Waldbrand erholt. Eindrücklich wie sich da die Vegetation in fünf Jahren das Land zurück erobert hat. Hoffentlich ist das um Melbourne auch so der Fall. Der Mount Kosciusko ist Australiens höchster Berg und zugleich auch das Skigebiet des roten Kontinentes. Im ersten Augenblick sieht es aus wie in der Schweiz. Skilift, Sesselbahn und Feriensiedlungen; Alles da wie es sich gehört für ein Wintersportmekka. Leider sind die Pisten aber sehr flach und nicht mit Europa zu vergleichen. Eingerichtet auf dem Campingplatz und mit Bier bewaffnet, hielten wir dann auch den obligaten Schwatz über Gott und die Welt mit unseren australischen Nachbarn. Nach dem Eindunkeln wurden wir noch von den örtlichen Wombats begrüsst, welche kurz zum Rechten schauten. Zottige Viecher, eine Mischung aus Wildschwein und Murmeltier. Und wie es beim Reisen mit Schuuubs so ist, haben am darauf folgenden Tag, als wir auf den Berg wollten, die Regengötter wieder ihr Unwesen getrieben. Die Girls im Visitor Center getrauten sich kaum uns die Bilder der Wetterkamera auf dem Gipfel zu zeigen. Es sah mehr nach einem defekten Bildschirm mit Graustich aus, als nach Bergwetter mit Fernsicht. Mit langen Gesichtern standen wir im erfrischenden Nieselregen und planten das Alternativprogramm, was heisst auf direktem Weg nach Canberra. Nicht gerade eine Schönheit aber eben die Hauptstadt. Da es Sonntag war konnten wir das Regierungsgebäude ohne Parlamentsbetrieb besichtigen. Die meisten Räume waren zugänglich und die Terrasse auf dem Dach bot einen tollen Ausblick über die Verwaltungsstadt. Am meisten beeindruckte mich die Fotoausstellung „Sorry“, wo der lang ersehnte Tag an dem sich die Regierung endlich einmal bei den Aboriginals entschuldigte, in Bildern dokumentiert wurde. Bilder sagen mehr als 1000 Worte.
Die letzte Station vor Sydney waren die Blue Mountains oder besser gesagt die verregneten Berge. Unser Tross machte Halt in Katoomba, auf den ersten Anschein ein ganz normales Dorf, in einer ganz normalen Touristenhochburg. Beim zweiten Hinschauen merkten wir aber bald, dass das die Geburtsstätte der Kelly-Familie sein musste. Kupfer, Wolle und Bast prägten das Ortsbild und wenn man etwas durchgeknallt ist, dann passt man noch besser da hin. Der seit sieben Tagen anhaltende Dauerregen machte keine Anstalt sich eine Pause zu gönnen und uns einen Blick auf die drei Schwestern frei zu geben. Wartet nur, wir kriegen euch schon noch. Unter diesem Motto besuchten wir die Jenolan Höhlen. Und weil die Schwestern auch am darauf folgenden Tag noch immer zickten, machten Stöphi und ich uns noch einmal bereit für den Untergrund. Es war der Hammer. Ich habe nun doch schon einige Höhlen auf der Welt besucht, aber das was da geboten wurde, war das Beste. Es ist die erste Höhle auf der Welt, die mit LED Licht ausgeleuchtet wird. Ja, ja dachten wir am Anfang. LED Licht hat die exakt gleiche Wellenlänge wie Tageslicht und lässt eine Höhle in einem komplett anderen Licht erscheinen. Ich bin noch immer hin und weg mit welcher Schönheit die Natur da gearbeitet hat, fantastisch. Endlich waren auch die Schwestern unter der Dusche hervorgekommen und zeigten sich bei Sonnenschein und blauem Himmel. Danke ihr Zicken.
Sydney wir kommen. Als ich vor sechs Jahren das erste Mal in Sydney war, habe ich mich Knall auf Fall in diese Metropole verliebt. Mal schauen ob die Liebe gehalten hat? Ausgestattet mit einem Zweitagespass für den Touribus machten wir uns ans Werk. Da sitzen wir nun im Cabriolet Bus und lassen uns durch die Stadt chauffieren. Eine ideale Art um Fotos zu machen, wenn man sich an die Spielregeln halten würde. So wurde ich im wahrsten Sinne hart für mein nicht beachten der Regeln bestraft. Ich hatte riesiges Glück im Unglück. Man sollte schön brav sitzen und auf keinen Fall aufstehen (wenn der Bus fährt) um ein Foto zu machen, wehe wenn. Und so bekam ich in voller Fahrt den Ast eines Baumes an die Birne geknallt. Die Folge davon war eine Schramme am Kopf, ein mächtiger Brummschädel und eine Sonnenbrille weniger. Mir war das Lachen kurzzeitig vergangen, nicht zu denken was passiert wäre, wenn der Ast 10 cm tiefer gehangen hätte. Die Tage vergingen wie im Fluge und bereits hiess es wieder Abschied nehmen. Die Schuubs verlassen uns in Richtung Bali und wir halten Kurs auf die Cook Islands. Wie gesagt Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Die Eindrücke zu Sydney und den vergangen Wochen sind wie immer unter den Fotos zu finden. Die Südsee ist in Bearbeitung und folgt demnächst, wenn es wieder heisst:
Please fasten your seat belt we are ready for another takeoff.