Reisebericht Queensland
Airlie Beach – Cairns – Cooktown – Cape York – Normanton – Lawn Hill NP – Mt Isa – Birdsville – Simpson Desert – Mt Dare – Alice Springs – Limmen NP – Kakadu NP – Darwin
April – Mai 2009
Da sitze ich nun auf dem Campingplatz und versuche das Erlebte in Worte zu fassen. Nicht einfach bei dem was wir in den letzten Wochen alles gesehen und erlebt haben. Nachdem das Comeback der Regenzeit in Airlie Beach vorüber war, konnten wir den lang ersehnten Segeltrip in Angriff nehmen. Was heisst da Segeltrip? Es war ein Sail & Fly Trip, eine Kombination der Extraklasse. Mit dem Boot hinaus und mit dem Helikopter zurück, klingt doch gut oder? Und weil die Whitesundays so schön sind und das Great Barrier Reef gleich davor liegt, ist es natürlich ein „Muss“ dem weltgrössten und berühmtesten Riff einen Besuch abzustatten. Da es aber in dieser Zeit noch von den gefährlichen Quallen wimmelt, ist es Pflicht, sich in einen Ganzkörper-, hautengen Schutzanzug zu zwängen. Ein Bild das ich euch aber erspare, ich bin ja schliesslich nicht mit den Traummassen gesegnet. Und schon sind wieder zwei Wochen vorbei. Wir haben die Zeit bei Ursula und George in vollen Zügen genossen. Danke nochmals für eure Gastfreundschaft und die tollen Tage mit und bei euch, Airlie Beach wird uns für immer in bester Erinnerung bleiben.
Unser nächstes Ziel heisst Cape York via Cairns und Cooktown. Cairns ist ein richtiger Touri-Hub. Alles ist zu haben und an jeder Ecke hat es einen Souvenirladen oder ein Touroperator, sogar Louis Vuitton hat einen eigenen Shop. Auch kulinarisch ist alles vertreten, ja es hat eine Schweizer Bäckerei. Unglaublich aber wahr, des Inhabers Schwester hat mal für meinen Grossvater gearbeitet, die Welt ist und bleibt ein Dorf. Wann haben wir das letzte Mal einen richtigen Zopf gegessen, zum Kaffee eine Rhabarberwähe gegessen und uns mit bestem Brot eindecken können? Es ist lange her und hat so gut getan. Aufgestockt mit allem was man so für drei Wochen im Busch braucht, fuhren wir via Cape Tribulation, mit Abstecher in den Regenwald, in Richtung Cooktown. Gemäss Internet, Polizei und den lokalen Behörden ist das Cape York offen und bis zum „Tip“, dem nördlichsten Punkt Australiens befahrbar. Die Bewilligung war schnell eingeholt und dem grossen Offroadabenteuer stand nichts mehr im Wege. Der erste Teil war einfach zu fahren, aber zunehmend wurde es ruppiger. Dann kam der Hammer, ein nicht übersehbares Schild mit der Aufschrift „Road closed“ liess unsere Stimmung auf den Nullpunkt schwinden. Das gibt es doch nicht, muss wohl einer vergessen haben – kann gar nicht sein. So geschlossen sieht das doch gar nicht aus. Da es schon dämmerte schlugen wir das Nachtlager auf und beschlossen tags darauf uns das mal genauer anzusehen. Petrus meinte es nicht gut mit uns und öffnete auch noch seine Schleusen. Es scheint als hätte sich der Tip gegen uns verschworen. Nach verregneter Nacht hofften wir, dass es doch noch klappt. Ein Farmer meinte, es gehe schon wir sollen es einfach probieren und die Geschichte mit der geschlossenen Strasse sei kein Drama. Also los, schliesslich steht auf unseren Reifen ja Mud-Terrain. Nach etwa 60 Kilometern siegte die Vernunft und wir mussten uns enttäuscht eingestehen, dass es so keinen Sinn macht. Unser Auto war nun nicht mehr Toyota-Weiss sondern Cape-York-Schlamm-Rot, an ein Weiterkommen war nicht zu denken und wenn Petrus so weitermacht sind wir für die kommenden Tage eingeschlossen. Der Grund für den unerwarteten Wetterumschwung wurde uns im Roadhouse mitgeteilt, ein Zyklon auf dem offenen Meer treibt sein Unwesen und bringt für die nächsten Tage noch mehr Regen in die Gegend. Cape York: Game over – please try it again. So haben wir nun einen Grund nochmals zu kommen, denn ein Zwei Drittel Cape York zählt nicht. Unsere Reiseplanung kam nun gründlich durcheinander, wollen wir doch Ende Monat pünktlich in Darwin sein um Mirjam und Dominik zu empfangen.
Doch halt mal, war da nicht noch etwas auf unserer Liste das wir um jeden Preis sehen wollten? Doch da war was, liegt aber nicht ganz am Weg, sollte aber zu machen sein und die richtige Jahreszeit dafür ist es auch. Hurra ab in die Simpson Desert, der Traum aller 4×4 Enthusiasten. Über das Atherton Hochland via Normanton und Abstecher nach Karumba erreichten wir den Lawn Hill NP, welchen wir unbedingt sehen wollten. Es scheint als hätten wir diesmal den „Fünfer und das Weggli“ in der Hand. Wir können einen schönen Teil des Savannah Way fahren und den absolut traumhaften Lawn Hill Abstecher passt auch noch in unseren neuen Fahrplan. Im Nationalpark trafen wir wieder auf Boris den wir in Cooktown kennen lernten. Er ist mit seinem Iltis unterwegs, einem VW welcher seinen Dienst in der Bundeswehr leistete. Boris ist ein Physiker welcher Spezialobjektive für die Fotografie konstruiert. Für Gesprächstoff war also gesorgt, als er uns mit aller Mühe die Entstehung von schwarzen Löchern und deren Eigenschaften näher zu bringen versucht. Dabei mussten wir kläglich kapitulieren. Ich bin mir nun sicher, dass meine Berufswahl die richtige ist, auch im Falle, dass ich den Eskimos Kühlschränke verkaufen müsste. So, nun heisst es Boden gutmachen und ab in Richtung Birdsville dem Ausgangspunkt für die Simpson Desert. Gebrannte Kinder fürchten das Feuer, so konsultierte ich zu Sicherheit noch den Strassenzustandsbericht für die Simpson Desert. Oh Schreck, gesperrt wegen Überflutung!!! Das gibt’s doch nicht, kann doch einfach nicht wahr sein. Von Dezember bis Februar war sie das erste Mal wegen der Hitze geschlossen und nun wegen Überflutung! Was ist denn eigentlich in die australische Natur gefahren? Ich telefonierte also mal wieder mit dem Ranger und der Polizei. Die Frau des Rangers meinte, es sollte in den nächsten Tagen möglich sein den Fluss, welcher den Zugang in die Wüste momentan verunmöglicht, zu durchqueren. So ganz nach dem Motto: „Ich bin auch ein Schiff“ bretterten wir die 1’500 Kilometer nach Birdsville. Angekommen in Birdsville füllten wir Wasser und Diesel auf, denn früh am nächsten Tag sollte es ja möglicherweise losgehen. Als wir dem Tankwart von unserem Vorhaben erzählten runzelte er seine Stirn und verzog sein Gesicht ganz mächtig. Er fragte zur Sicherheit nochmals nach, was wir genau vorhaben und meinte dann ganz trocken: „Ich bin nun seit 50 Jahren hier in Birdsville und kenne das Land in- und auswendig, aber wenn der Fluss noch so viel Wasser hat wie jetzt ist in den nächsten Wochen nicht an eine Durchquerung zu denken.“ Ich traute meinen Ohren nicht, was soll denn das nun heissen? Im legendären Birdsville-Hotel trafen wir am Abend dann auf diverse Gleichgesinnte, die nur darauf warteten bis die Simpson endlich aufgeht. Also abwarten und Bier trinken. Gesagt, getan und das nicht zu knapp mit den richtig coolen Birdsville Cowboys. Dieses Pub ist eine echte Legende in Australien und auch seine Gäste haben es in sich. Jeder spricht mit jedem und schnell sind wir im Gespräch mit fünf Männern die unterwegs auf einer „Outback-Pubtour“ sind. Und weil die Pub’s so weit verstreut sind machen sie das ganze mit ihren zwei einmotorigen Flugzeugen. Mit steigendem Bierkonsum wird die Stimmung immer ausgelassener. Sie beschliessen, Joyce und mich am nächsten Tag über das geflutete Gebiet zu fliegen, so dass wir die Problematik der Simpson aus einem anderen Blickwinkel sehen können. Wenn das nur gut kommt! Wie abgemacht standen wir pünktlich am nächsten Morgen für den versprochenen Rundflug bereit. Ja wir waren bereit, aber unsere trinkfesten Buschpiloten noch dick im Elend. Sie hätten noch bis tief in die Nacht einen draufgemacht und dann unter ihren Flugzeugen auf der geteerten Landebahn, die neu gekauften Zelte, versucht aufzustellen. Den meisten war es aber noch nicht ums fliegen, aber Paul machte sein versprechen war. Einsteigen und los geht’s, wer trinkt kann auch fliegen, von „dürfen“ war ja nie die Rede. Dieser Tag scheint ein besonderer zu sein. Nach dem Besuch der Bäckerei traute ich meinen Augen nicht, wohlgemerkt wir sind im Niemandsland am Rande einer Wüste und jede Strasse dahin ist eine Schotterpiste. Da kommt doch ein alter Rolls Royce um die Ecke getuckert. Pilot ist Rick Brown, der Gewinner der Peking-Paris Oldtimer-Ralley, mit seinem besten Stück. Er will unbedingt auf den Big Red damit, die höchste Düne der Simpson Desert, gleich hinter Birdsville. Im ersten Moment habe ich ihn für verrückt gehalten, aber irgendwie hat uns die Idee gefallen, wieso nicht? Zusammen versuchten wir es und schafften es auch. Der erste Rolls’s auf dem Big Red. Diesen unglaublichen Tag liessen wir am Lager Feuer, bei 1001 Geschichte von Rick und seinen Freunden, Craig, Sherly und Ted ausklingen. Einfach toll, was wir in Birdsville erlebten. Tags darauf besuchten wir noch zusammen das Ortsmuseum und erwähnten im Gespräch mit dem Kurator unsere Enttäuschung, über die geschlossene Simpson. „No Worries“ ihr seit noch nicht auf dem neusten Stand, morgen soll es los gehen. Der Ranger hätte einen neuen Weg gefunden wie die Flut umfahren werden kann. Stimmt das wirklich? Er hielt mir ein Kroki unter die Nase und vergewisserte sich nochmals bei der Polizei. „No Worris at all„ – morgen geht es los. Noch einmal schlafen und endlich wird der Traum wahr. So sitzen wir am nächsten Tag wieder in der Bäckerei als das Telefon klingelt und die Polizei den Bäcker fragte, ob er wisse wo die zwei „Schweden“ seien die durch die Simpson wollen. Ja, die seien bei ihm und trinken Kaffee. Endlich hätte er uns gefunden, denn man wartete schon auf uns. Wir hatten aber mit niemandem abgemacht und waren dementsprechend verdutzt über den Anruf. Wie schon gesagt die Welt ist ein Dorf und in Birdsville machst du keinen Schritt, ohne das jeder weiss wo du bist. Es sind noch zwei andere Fahrzeuge da, die es auch durch den Fluss wagen wollen. „Geht doch zusammen“, meinte der Sheriff. Für einmal trifft es wirklich zu, die Polizei dein Freund und Helfer.
Wir wurden wirklich freudig von unseren Reisebegleitern erwartet. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde setzte sich unser Konvoi in Bewegung. Schnell war der Problem-Fluss erreicht. Er stellte sich als echte Prüfung heraus, etwa einen Meter tief und damit es auch so richtig knifflig ist: mit Strömung. Ein letztes Stossgebet zum Himmel und Raddampfer ZH 557188 mit Kapitän Zangger nimmt Kurs auf in Richtung anderes Ufer. Problem Nr. 1 gelöst, Problem Nr. 2 in Bearbeitung, denn der Weg respektive die Reifenspur des Rangers war nicht einfach zu sehen, geschweige denn zu verfolgen. Wie mit dem Ranger abgemacht ist das die einzige Chance heil durch alle Sümpfe zu kommen. Wir dürfen die nächsten 50 Kilometer auf keinen Fall seine Spur aus den Augen verlieren. Fix und fertig schlugen wir am Abend, mit unseren neun Freunden, das Lager auf und schauten einmal mehr gebannt in den einmalig schönen Nachthimmel. Wer denkt die nächsten Tage würden einfacher hat sich getäuscht. Es ist ein Traum, nach fünfmonatiger Sperrung der Wüste als Erste wieder eine Spur zu legen in einer völlig unberührten Sandlandschaft, aber auch dementsprechend schwierig. Zum Glück hatten wir an einem Fahrzeug ein Seilwinde, welche mich heil aus einer verd…. kniffligen Situation befreite. Die Simpson ein echtes Abenteuer für Mann und Material. Definitiv die mit Abstand schwierigste und härteste Prüfung welche wir bis jetzt gemeistert haben. Hinter uns liegen fünf unvergessliche Tage und der Abschied von unseren Begleitern fiel uns richtig schwer. „Simpson from East to West, that’s the Best“
Unser Weg nach Darwin führte uns vorbei an den Devils Marbles, eine Ansammlung riesiger Granitkugeln die spektakulär aus der Ebene ragen. In Tennant Creek bogen wir ab und fuhren über Barkly Homestead via Tablelands HWY nach Cape Crawford und schon standen wir wieder auf dem Savannah Way, der uns in den Limmen NP zu den Lost Citys brachte. Als verlorene Stadt bezeichnet man die aufragenden Steinsäulen, welche aus der Ferne etwas von einer Skyline haben. Das Gebiet vor Mataranka ist ein Mekka für die Barramundifischer und ihre Camps sind nicht zu übersehen an den Flussufern. Wir nächtigten am Rande eines solchen Camps und wurden natürlich sofort bemerkt. Bemerkt heisst; eingeladen auf Bier und Barramundi. Ein lustiger feucht fröhlicher Abend, ein weiteres Mal ein schönes Beispiel für die australische Gastfreundschaft. Am nächsten Morgen gab es dann noch einen kurzen Workshop im Süsswasser-Shrimps fangen. Wir kontrollierten und leerten die Fallen und durften den Fang mit auf den Weg nehmen. Die Krebse schmeckten herrlich, mit etwas Knoblauch kurz gebraten – ein Gaumenschmaus. Geschüttelt und gerührt von der harten Piste erreichten wir Mataranka, das Bad in den Bitter Springs war der verdiente Lohn für die raue, staubige Piste. Unsere letzte Station vor Darwin war der Kakadu NP. Bei einer Bootsfahrt wurde uns die Tierwelt mit Krokodil und Co. näher gebracht und wir warfen uns den Moskitos zum Frass vor. Die Wasserfälle Jim Jim und Twin sind echte Fünfsterne-Attraktionen und einen Besuch wert, auch wenn der Weg es in sich hat. In Darwin mussten wir noch unsere Aufenthaltsbewilligung für unseren Landcruiser regeln. In der Erwartung, dass das wie immer etwas kompliziert sein wird und seine Zeit in Anspruch nimmt planten wir genügend Tage ein. Die Sache war, zu unserer Überraschung, in einer halben Stunde erledigt. Der Zoll in Darwin hat sich von seiner besten und freundlichsten Seite gezeigt: „No Worries“.
So warten wir nun auf unsere Freunde welche die nächsten Wochen mit uns von Darwin durch die Kimberlys nach Broome reisen. Wie immer viel Spass bei den Fotos und Tschüss.
Sydney – Cessnock – Hunter Valley – Armidale – Tenterfield – Nimbin – Byron Bay – Surfers Paradise – Brisbane – Noosa Heads – Fraser Island – Bundaberg – Airlie Beach
März – April 2009
Es war wie „Back to the Future“ zurück in Sydney auf dem Campingplatz. Halbzeit auf unserer grossen Reise. Was bringen uns die nächsten Monate? Eigentlich blieb gar keine Zeit um nachzudenken, denn bereits stand ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Wir genossen die Künste des „Mr. Slowhand“ auch bekannt unter dem Namen Eric Clapton, welcher im Entertainment Center eines, in der Zwischenzeit sehr raren Konzerte gab. Ein kulinarischer Höhepunkt war der Besuch bei Tony, dem Chef von Spiess Australia. Wer kennt es nicht, das Bündnerfleisch von Spiess in der Schweiz? Du ahnst richtig, Tony presst in Australien Kühe und verarbeitet sie zu wunderbarem Bündnerfleisch. Es war ein Besuch im Schlaraffenland, von A–Z wurde uns jeder Schritt erklärt und zum Schluss wurden wir auch noch reich mit allen Delikatessen des Hauses beschenkt. Im Wortlaut von Tony heisst das dann: “Hey, wir müssen noch euren Truck beladen.“ Lieber Tony, wir danken dir ganz herzlich, dein Kobebeef Bündnerfleisch ist der Hammer, der Rohschinken vorzüglich und das Bündnerfleisch ein Traum.
Beladen mit 10 Kilogramm Fleisch starteten wir in Richtung Hunter Valley. Unter den Weintrinkern sicher ein Begriff und der richtige Ort um die Bündnerplatte mit einem edlen Tropfen zu komplettieren. Unser Nachtlager schlugen wir in Cessnock auf. Endlich konnte ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllen, den Besuch eines richtigen australischen Rodeos. Was diese Jungs da zeigen ist nichts für Weicheier. Wer von uns würde freiwillig auf einen Bullen sitzen und sich die Knochen neu sortieren lassen? Ich jedenfalls nicht und auch bei den wilden Mustangs hätte ich die Hosen voll. Es war ein lehrreicher und interessanter Nachmittag. Es ging natürlich nicht lange bis wir auf unsere Herkunft angesprochen wurden. Man wollte wissen was uns um Himmelswillen den hierher verschlagen hat. Man hat sich rührend um uns gekümmert und uns in alle Geheimnisse des Rodeoreitens und seinen Tücken eingeweiht. Nicht immer ganz einfach diese hart gesottenen Jungs mit ihrem Dialekt zu verstehen. Die Atmosphäre ist mit einem Schwingfest zu vergleichen und auch in der zweiten Halbzeit, welche am Abend im Festzelt stattfand, ging es richtig tüchtig zu Sache. Die Küste haben wir links liegen lassen und sind über das New England Hochplateau nach Armidale gefahren. Die höchste Stadt in ganz Australien, was uns mal wieder eine richtig kühle Nacht bescherte. Das Städtchen ist wirklich hübsch und kann sich zeigen lassen. So allmählich stellten wir uns die Frage, ob wir wirklich in Australien sind. Die hüglige Landschaft auf 1000 Meter Höhe mit seinen saftigen Weiden erinnerte uns immer wieder an zu Hause. Nicht umsonst wird diese Region auch die australische Schweiz genannt, nur ein Rivella sucht man vergebens. Wie oft hat uns schon ein Schild zu einem viel versprechenden Wasserfall gelockt und am Ende war nur ein Rinnsal zu sehen. Diesmal hiess es sogar „Waterfall Way“ und wir wurden nicht enttäuscht. Am besten haben uns die Ebor Falls gefallen. Dem Australier, den wir auf dem Aussichtspunkt getroffen haben, ist vor lauter Schreck, dass noch jemand da ist, als er uns gesehen hat seine Sonnenbrille aus der Hand gefallen. So machte ich Bekanntschaft mit all den Stachelbüschen am steilen Abhang und barg dem verstörten Mann seine Brille.
Immer wenn es heisst World Heritage Area (Welterbstätte) ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, meistens ist es wirklich sehenswert was einem dann erwartet. So auch in Dorrigo, wo ein fantastischer kalter Regenwald aus der Urzeit zu sehen ist. Die geschützten Wälder nehmen zwar nur eine Fläche von 0,3% der Gesamtfläche Australiens ein, beheimaten aber über 60% aller Tier- und Pflanzenarten des Kontinentes. Das wollten wir natürlich sehen. Da am nächsten Tag mit Regen zu rechnen war, wollten wir die 3 stündige Wanderung noch vor Einbruch der Dunkelheit in Angriff nehmen. Joyce stellte sich als Drillmaster zur Verfügung und machte richtig Dampf, mit dem Ergebnis, dass wir die Wanderung fix und fertig nach 90 Minuten hinter uns gebracht hatten. Warte nur meine Liebe, ich werde mich gebührend revanchieren. Via Bald Rock NP, der den grössten Granitmonolith der südlichen Hemisphäre beheimatet, und dem Boonoo Boonoo NP erreichten wir Nimbin. Nimbin ist so was wie die letzte Bastion der Hippies in Australien. Die Uhren ticken in ihrem eigenen Rhythmus und auch die Dorfbewohner unterscheiden sich deutlich vom sonst üblichen australischen Orts-bild. Rastalocken sind ein muss und die selbst gedrehten Wunderzigaretten sind an jeder Ecke zu haben. Es weiss ein jeder, was in diesem Dorf so vor sich geht und trotzdem scheint es niemanden wirklich zu stören. Eigentlich ganz in Ordnung, solange alles in einem friedlichen Rahmen vor sich geht. Und wenn nicht, ist die Friedenspfeife mit beschwichtigenden Kräutern ja nicht weit. Pflicht ist der Besuch des Museums, wo die Geschichte des Hanfs und seine Wirkung auf seine eigene Art und Weise dargestellt wird. Ein Katzensprung trennte uns nun von der Küste und nach kurzer Fahrt waren wir in Byron Bay. Früher ein Geheimtipp unter den Rucksackreisenden und den Surfern, hat sich Byron Bay heute zu einem mondänen aber attraktiven Feriendomizil gemausert. Neben einem schönen Campingplatz am Strand beheimatet das Cape Byron auch den östlichsten Punkt des Festlandes. Ein kurzer giftiger Ritt auf unseren Mountainbikes brachte uns zum Leuchtturm, von wo man einen 360 Grad Blick geniest. Man schaut über die Klippen ins Meer und kann die Haie beim Jagen beobachten und auf der anderen Seite des Capes surfen die Leute, als wäre nichts gewesen. Wir waren von vielen Seiten vorgewarnt und wussten zu Glück was uns auf dem Weg nach Brisbane erwartet. Wir konnten es trotzdem nicht lassen und besuchten kurz Surfers Paradise. Was es mit „Paradise“ auf sich hat ist uns bis heute ein Rätsel. Ein toller Strand, Hotelkomplexe, Appartement-Hochhäuser, Fastfoodrestaurants, Discos, Pubs, Parkplatzmangel alles das ist in diesem „Paradise“ zu haben. Der Espresso schmeckte gut und 2 Stunden später waren wir bereits wieder auf der Autobahn in Richtung Brisbane.
Eigentlich sind die Campingplätze immer gut und sauber, aber der Platz in Brisbane war der Knüller. Im Bad ist man sich wie in einem Hotel vorgekommen und der ganze Platz war wunderschön gepflegt, eine echte Ausnahmeerscheinung. Luxuscamping pur. Wie alle australischen Städte ist auch Brisbane mit einem guten öffentlichem Netz an Verkehrsmitteln ausgestattet. Dass die Busse aber parallel zur Autobahn eine eigene Schnellstrasse haben ist unglaublich. Man rast mit 90 Sachen am Stau vorbei und landet in einem riesigen unterirdischen Busterminal mitten in der City. Bravo Brisbane, so stelle ich mir ein effizientes ÖV-Netz vor. Die Innenstadt hat man schnell gesehen, nach einem Tag sind die meisten Sehenswürdigkeiten besucht. Auch unser Truck machte noch einen Besuch in der Werkstatt. Wir feierten den 200’000 Kilometer was ihm einen Tag Car-Spa bei Toyota bescherte. Dies und das wurde ersetzt und gewechselt, endlich (Stöphi du weisst ja….) hat er wieder auf beiden Seiten einen Spiegel. Die Jungs von Toyota hatten so einen Spass an unserem Auto, dass sie uns alle Ersatzteile schenkten und uns einen grosszügigen Rabatt in der Höhe von 300 Dollar gewährten, Danke. Nun kann auch Joyce die Fahrt wieder geniessen und muss nicht ständig Kopf und Kragen riskieren bei einem Spurwechsel. Denn nicht zu vergessen, ich sitze auf der linken Seite im Linksverkehr, nicht immer ganz einfach. Ohne einen grossen Umweg zu fahren kamen wir am Australia Zoo vorbei, dem Lebenswerk des verstorbenen Tierschützers Steve Erwine. Ein sehenswerter Zoo, wo viele Tiere aus nächster Nähe zu bestaunen sind. Da stehe ich nun mit Fotoapparat vor dem Phyton-Therarium und kann der Fütterung aus 1 Meter Entfernung zusehen. Das Glas wird beiseite geschoben, die Wärterin nimmt aus einem Eimer einen weissen Hasen hervor und streckt ihn in Richtung Schlange. Es dauert keine 10 Sekunden und die Schlange würgt das tote Kaninchen ein weiteres mal. Auf einmal fragt der ca. 6 jährige Junge neben mir ganz bedrückt und mit trauriger, ungläubiger Stimme seinen Vater: „ Dad, is this the easter bunny???“
Auf dem Weg nach Rainbow Beach kamen wir am Pendant von Byron Bay vorbei, Noosa Heads. Eigentlich nicht weiter erwähnenswert, hätten wir nicht nach sechs Monaten unsere erste Busse, eine Parkbusse eingefangen. Im Gegensatz zur Schweiz kann man das Missgeschick aber bequem via Internet und Kreditkarte begleichen.
Wer kennt sie nicht, zumindest vom Hörensagen her, Fraser Island. Die weltgrösste Sandinsel mit ihren kristallklaren Süsswasserseen und den langen Stränden, gespickt mit einigen markanten Sanddünen. Hört sich gut an oder? Ausgangspunkt ist Rainbow Beach, von wo aus wir mit der Fähre übersetzten. Wir hatten bis anhin riesiges Glück mit dem Wetter, wenn ich mich genau erinnere, hatten wir seit Sydney genau 2 Regentage, aber genau jetzt scheint sich Petrus quer zu stellen. Bei regnerischem Wetter erreichten wir den südlichsten Punkt der Insel. Das Timing war perfekt um gleich noch am Strand 20 Kilometer hoch zu fahren. Am Strand fahren heisst, immer genau Ebbe und Flut im Auge zu behalten, sonst kann es sehr böse enden. Oder anders gesagt, man verliert sein Auto für immer in den Wogen des Meeres, was scheinbar regelmässig bei unachtsamen Touristen vorkommt. Petrus hat sich über Nacht mit uns versöhnt und präsentierte uns in den kommenden 3 Tagen Fraser von seiner schönsten Seite. Paradiesisch diese Seen inmitten der Insel mit blendend weissem Sand gesäumt und reinstem Süsswasser. Was will man mehr? Wir kurvten kreuz und quer über die Insel und campierten fernab von Allem, mutterseelenalleine an schönsten Stränden. Fraser erhält von uns die Bestnote 6 für einmaliges campieren in traumhafter Natur. Genau am Tag unserer Abreise hat es wieder angefangen zu regnen, optimales Timing. Zurück auf dem Festland gönnten wir unserem LandCruiser eine tüchtige Unterbodenwäsche und befreiten ihn vom Salz. Für einmal war ich richtig Happy über einen Tag strömenden Regens. Entsalzt und bei bestem Wetter erreichten wir am Abend die Rum-Metropole Bundaberg. Da wird Rum für ganz Australien produziert und die ganze Gegend ist mit Zuckerrohrfeldern bepflanzt.
Joyce freut sich schon seit Wochen auf den Besuch in Airlie Beach, wo Verwandte von ihr leben. Sie schwärmte mir oft vor wie schön es dort sei. Und sie hat nicht zuviel versprochen. Nach dem Ritt durch endlose Zuckerrohrfelder vorbei an Kuhweiden zweigen wir ab in Richtung Whitsundays. Wir wurden herzlichst empfangen und dürfen solange wir wollen bei Ursula und George in ihrem kleinen, schmucken B&B bleiben. Sie wohnen an traumhafter Lage inmitten eines kleinen Dschungels mit wunderschönem Garten. Ja sogar ein eigener Swimmingpool ist vorhanden, das ganze etwas erhöht mit bestem Meerblick auf die vorgelagerten Inseln. Vielen herzlichen Dank für Eure grosszügige Gastfreundschaft, wir schätzen es sehr. Die Zeit vergeht wie im Flug, immer ist etwas los und ich habe endlich Zeit und Platz alles rund ums Auto in Ordnung zu bringen. Unsere Gastgeber sind mit Leib und Seele im lokalen Oldtimerclub engagiert. So fuhren wir am Sonntag, Joyce und George im Austin Healey, Ursula und ich im Truck, zum sonntäglichen Club-Grillfest am Strand. Toll mit was für Juwelen die Clubmitglieder da anrollen. Einige der Autos und ihre Chauffeure durften im Film „Australia“ mitspielen, der gleich um die Ecke gedreht wurde. Wir werden Ostern in Airlie Beach verbringen und das Great Barrier Reef und die Whitsundays besuchen.
Mehr von unserem Film „Australia“ gibt es demnächst wenn es wieder heisst:
Bei uns sitzt DU in der ersten Reihe. Viel Spass bei den Fotos……….